Energetisches Highlight der neuen Essen-Nord-Geschäftsstelle
Energieeffizienz und Nachhaltigkeit hatten bereits bei der Planung der neuen Geschäftsstelle der Wohnungsgenossenschaft Essen-Nord eG oberste Priorität. Was derzeit an der Baustelle des neuen Standorts am Heinrich-Hirtsiefer-Platz 1, Ecke Nöggerathstraße und Onckenstraße in Essen-Altendorf entsteht, zeigt die Umsetzung dieses Anliegens in beeindruckender Weise. Dort sind gerade die Arbeiten am Kernstück des energetischen Konzepts in vollem Gang: dem Eisspeicher, der in Essen Vorbildfunktion in Sachen umweltschonender Energienutzung haben wird.
Der Spatenstich für das neue Gebäude fand am 20. März 2023 statt. Mittlerweile sind die Ausschachtarbeiten so weit fortgeschritten, dass die Errichtung des Eisspeichers realisiert werden kann – ein Stück Hightech, das allerdings nur kurzzeitig mit seinen imposanten Dimensionen sichtbar sein wird. Mit einer Gesamthöhe von fünf Metern, einem Durchmesser von acht Metern und einem Gesamtvolumen von ca. 250 Kubikmetern verschwindet er nach Fertigstellung der Arbeiten komplett in der dafür vorgesehenen Ausschachtung und unterhalb des neuen Geschäftsstellengebäudes, das voraussichtlich Ende 2024 bezogen werden kann. Nicht minder beeindruckend ist die Gesamtleitungslänge, die innerhalb und außerhalb des Eisspeichers installiert werden: Sie beträgt rund 3,2 Kilometer.
Innovative Form der Energiegewinnung
Mit dem Eisspeicher werden zukünftig die Kühlung des neuen Genossenschaftsgebäudes in der warmen Jahreszeit und die Wärmeversorgung in den Heizmonaten ermöglicht. Gerade Letzteres klingt zunächst erstaunlich, ist aber aufgrund des Funktionsprinzips des Eisspeichers, das auf einem physikalischen Naturgesetz basiert, keine Zauberei: Im Eisspeicher, der eine mit Wasser gefüllte Betonzisterne ist, sind Leitungen verlegt, durch die eine frostsichere Flüssigkeit fließt und das Wasser herunterkühlt. Gefriert das Wasser, wird sogenannte Kristallisationswärme freigesetzt, die als Energie genutzt werden kann. Mit der Wärme, die das Wasser während des Gefrierprozesses abgibt, kann dieselbe Menge Wasser von Null auf 80 °C erhitzt werden. Damit das Eis wieder schmilzt, wird ihm Wärme zugeführt. Auf diese Weise wird in dem nahezu geschlossenen System eine ununterbrochene Energiegewinnung sichergestellt, die sowohl zur Erwärmung des Gebäudes über Flächenheizungen in den Gebäudedecken als auch zur Kühlung – je nach Bedarf – genutzt werden kann. Für die nötige Betriebsenergie des neuen Essen-Nord-Gebäudes und des Eisspeichers sorgt eine auf dem Dach befindliche Photovoltaik-Anlage. Mit ihr können im Jahresdurchschnitt rund 57 Prozent des Gesamtenergiebedarfs abgedeckt werden.
Klimafreundliche Investition in die Zukunft
Der Betrieb des Eisspeichers erfordert nur ungefähr halb so viel Energie, wie für eine konventionelle Öl- oder Gasheizung. Darüber hinaus steht Wasser, das durch den Wechsel der Aggregatform nutzbare Energie freisetzt, als nahezu unbegrenzte und kostenlose Ressource zur Verfügung. Und noch einen großen Vorteil hat die Eisspeicher-Technologie: Bei der Energiegewinnung wird nichts verbrannt. Somit entsteht auch kein klimaschädliches CO2.- „Unser neues Geschäftsgebäude wird dem Energiehaus-Standard 40 EE entsprechen“, weiß Vorstandsvorsitzender Juan-Carlos Pulido. Durch öffentliche Förderungen kann ein Teil der Kosten für das Gebäude und den Eisspeicher abgedeckt werden. „Die Gesamtinvestition wird sich bei aktuellen Bedingungen voraussichtlich in zehn bis zwölf Jahren amortisieren“, kalkuliert Essen-Nord-Vorstand Andreas Dargegen. Für die Umwelt hingegen wird sich die neue Genossenschaftsgeschäftsstelle mit dem innovativen Eisspeicher vom ersten Tag der Inbetriebnahme an auszahlen.